Brennerei der OX-Destille!?

Am 03.02.2024 gab es beim Hotel und Restaurant „Zum Ochsen“ ein Whisky-Tasting mit Pat Hock (bekannt aus YouTube) als Moderator. Gleich vorab: das war ein Tasting, wie ich es mir vorstelle. Mit 30 Besuchern nicht zu voll, alles schön vorbereitet, die Tische liebevoll eingedeckt und ausreichend lecker Essen gab‘ es auch noch dazu. Aber das wichtigste für mich war, dass jeder Whisky gemeinsam probiert wurde und man sich über Farbe, Geruch und Geschmack in geselliger Runde austauschen konnte.

Dazu kam natürlich noch, dass es sich um ein Blind-Tasting handelte – wir wussten also vorher nicht, was im Glas war und da waren einige interessante Tropfen am Start. Die Kandidaten:

Glen Grant 12 Jahre, 43% ca. 30€
Ein leichter Whisky in Trinkstärke zum Einstieg, der keinen überforderte. Leichte Aromen nach Pfirsich und Blüten, für mich weniger Alkohol im Geruch als im Geschmack – das mag aber dem ersten Dram geschuldet sein. War absolut ok und vermutlich derjenige, der sich am einfachsten durch einen anderen austauschen ließe. Trotzdem, solides Stöffchen.

Tullibardine The Murray Bourbon Cask, 56,6% ca. 60€
Von Tullibardine hatte ich schon den „228“, allerdings ist das schon etwas her, den hatte ich nicht mehr so in Erinnerung, dass ich hier einen Vergleich anstellen könnte. Das der hier etwas mehr Umdrehungen hat, war schon zu riechen – die 56,6% dann aber erst im Geschmack wahrnehmbar. Nicht jedem Whisky in Fassstärke bekommt das verdünnen mit Wasser, bei diesem hier gewinnt er aber dadurch und ich bekomme helle Früchte und vielleicht etwas Lychee in die Nase. Durchaus ein leckerer Tropfen, den ich hier vermutlich nicht ausreichend würdige, weil er für mich halt nicht zu den Aha-Erlebnissen des Abends gehörte.

Redbreast 12 Jahre Cask Strength, 58,1% ca. 75€
Ok, der war eine Überraschung. Mir fehlen hier irgendwie alle Notizen dazu: nach dem wir festgestellt haben, dass die Farbe quasi identisch zu der Farbe vom Bier war, habe ich mich erst einmal voll in dem Aroma verloren und nachdem nach diesem Whisky die erste Auflösung vom Blind-Tasting gekommen ist, war ich zu verblüfft, um mir noch etwas aufzuschreiben. Den Whiskey – ja, das ist ein irischer – hätte ich weder die Herkunft, noch den Umstand, dass hier zum Teil ungemälzte Gerste mit drin ist, zugetraut. Einziger Wermutstropfen: ich finde den Preis mit ca. 75€ schon knackig, ich glaube dafür landen vorher noch andere Kameraden in der Bar.

Tamdhu 15 Jahre, 43% ca. 85€
Der bernsteinfarbene Tropfen mit schönem Sherry-Aroma und einem leicht schokoladigem Abgang war in dem Sinn interessant für mich, da ich den 12er Tamdhu erst letztens als Sample hatte. Der war jetzt auch nicht schlecht, aber in Erinnerung geblieben sind mit ein leicht metallischer Geruch und ein fast schon bitterer Abgang. Das klingt jetzt schlimmer, als es war, aber die drei Jahr mehr beim 15er Tamdhu wirken wahre Wunder. Leider fällt er in die Kategorie „Lecker, aber nicht für 85€ lecker“.

The Ox 08/15, 47,7% ca.90€
Definitiv ein Highlight des Abends und wieder einmal der Beweis, dass es auch phantastische, deutsche Whiskys gibt. Ich hatte in der Vergangenheit immer mal wieder Whiskys im Glas, die nicht aus Schottland waren. Bourbon oder irische, oder deutsche Whiskys sind mit unter auch recht lecker, konnten aber aus meiner Sicht nicht mit Scotch mithalten. In meinem Adventskalender waren jetzt aber schon zwei nicht-Schotten, bei denen ich die fremde Herkunft nicht geschmeckt habe. So auch mit dieser Abfüllung, toller Rauch und dazu auch noch ganz wundervoll eingebunden.

Laphroaig 10 Jahre Cask Strength Batch 15, 56,5% ca. 80€
Das war derjenige, der mich an dem Abend am meisten überrascht hat. Den „normalen“ 12er kenne ich, auch den „Select“ und beide hauen voll in die Kerbe: phenolischer Rauch. Für mich nichts für jeden Tag, aber wie ich gerade gesehen habe, ist die Flasche „Select“ quasi alle, also durchaus trinkbar.
Ich dachte mir zwar schon, dass andere Abfüllungen von Laphroaig den Rauch etwas zurücknehmen, besonders wenn andere Fässer oder längere Lagerung mit dazu kommen, aber dass dieser 10er so krass NICHT sofort nach Laphroaig schmeckt, fand‘ ich schon bemerkenswert (das 16er Batch habe ich für etwas über 60€ gesehen, aber ich glaube, da juckt mich das PX-Fass sogar noch mehr. Ungetestet).

Für mich war das ein schöner Abend, mit einer lustigen Mannschaft und angenehmer Atmosphäre. Pat Hock hat nebenher immer einige allgemeine Infos zu Whisky gegeben, so dass auch die „Neulinge“ sicher gut mit dem Wasser des Lebens umgehen konnten. Zwischendurch wurde auf Wunsch sogar mal nachgeschenkt und es gab zudem ein Glas aus dem Living Cask vom „OX“ zu probieren.


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Matthias

Whisky mag' ich schon sehr lange, habe mich aber erst die letzten Jahre ernsthaft mit dem Thema beschäftigt. Fortgeschrittener Anfänger, quasi ;)

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