Am 12.10.2024 war ich erneut bei Bertsch&Gassert zum Whisky-Tasting. Inzwischen hat mich der Ablauf nicht mehr überrascht: Nach der „Eröffnungsrede“ gab‘ es den altbekannten und erhofften Wildschweinbraten mit Klößen, Rotkraut und Birne mit Preiselbeeren. Die anschließende Vorstellung der Whiskys verlief dieses mal dank der charmanten Betty Braun, welche die Federführung übernahm, recht performant, so dass schon um 20:15 Uhr der erste Tropfen im Glas war.
Den Cardhu Amber Rock (40%) kenne ich bereits, kein Grund sich damit aufzuhalten 🙂
Ich gehe hier die Whiskys in der Reihenfolge der Liste durch, auch wenn das nicht der Reihenfolge der Verkostung entspricht.
Craigellachie 11 Jahre (Signatory 2012, Oloroso Sherry Cask, NC, NCF, 48,2%)
Der erste auf der Liste, den ich probiert habe, war der Craigellachie 11 Jahre in einer Sonderabfüllung von Signatory. Oloroso Sherry Casks, ungefärbt und nicht kühlgefiltert, mit 48,2% versprachen einiges. Leider hat mich der Kamerad nun so garnicht abgeholt, offen gestanden war der erste Geruch ein Schock (wie gesagt, probiert habe ich in anderer Reihenfolge). Mein Kumpel MK meinte: „Riecht wie Gummi. Verbranntes Plastik“. Schade, ich hatte den 13er in der regulären Abfüllung, der war lecker 🙁
Den Glenfarclas 9 Jahre (Oloroso Sherry Cask, NC, NCF, 44,1%) hätte ich ggf. auch probiert, aber da ich mich kenne und ich dann doch mehr der Freund der intensiven Malts bin, stehen die Chancen gut, dass mich der Glenfarclas enttäuschen würde, weil der nun mal meiner Erfahrung nach recht zahm ist.
Aberfeldy 10 Jahre (Signatory 2013, Oloroso Sherry Cask, NC, NCF, 48,2%)
Den 12er Aberfeldy kenne ich ja bereits, der ist nett. Hier jetzt ein 10er, allerdings wiederum in einer Sonderabfüllung von Signatory, ausgebaut Oloroso Sherry Casks, ungefärbt und nicht kühlgefiltert, mit 48,2% – also im Prinzip die Werte, wie der Craigellachie, nur das der Freund ordentlich abliefert. Das Oloroso-Fass zeigt sich nicht nur in der dunklen Farbe vom Whisky. War der erste Geruch noch leicht und fruchtig – der Geschmack war deutlich intensiver und leicht holzig im Abgang. Feines Stöffchen.
Anmerkung am Rand: der überwiegende Teil der Whiskys war ungefärbt, ein Großteil sogar nicht kühlgefiltert. Nice!
Loch Lomond 26 Jahre (Murray McDavid, Single Grain, Armagnac Cask Finish, NC, NCF, 54,1%)
Auf jeden Fall das Highlight des Abends, was Alter und Preis angeht. Vom Geruch startet der allerdings eher verhalten und ist auch recht leicht im Geschmack. Erinnert mich tatsächlich an den VAT 69 den ich dieses Jahr probieren durfte (Kellerfund eines Freundes, uralt das Teil, aber noch absolut trinkbar). Hier wieder die Nominierung des Abends: Lecker, aber nicht für den Preis lecker.
Bladnoch Vinaya (Sherry & Bourbon Cask, NC, NCF, 46,7%)
Auch wenn hier meine Notizen langsam anfangen zu schwächeln, der Bladnoch ist mir mit seinem weichen Geschmack positiv in Erinnerung geblieben. Sicher ein Whisky, der mal ins Regal kann, wenn er im Angebot ist. Allein schon wegen der tollen Flasche!
Ledaig Rioja Cask Finish (Highly peated & fruity, NC, NCF, 46,3%)
Hier hatte ich das Gefühl: der Whisky braucht etwas, um zu kommen. Deutlich mehr Zeit und Zuwendung, als bei so einem Tasting möglich ist. Trotzdem ist er positiv in Erinnerung geblieben.
An dieser Stelle einmal die kurze Bemerkung: Nein, ich habe nicht alle Whiskys probiert, sondern greife hier auch ganz unverschämt auf Erkenntnisse aus Gesprächen zurück.
Secret Orkney 13 Jahre (Signatory 2009, NC, NCF, 46%)
Der Name der Brennerei wird geheim gehalten, aber da es auf Orkney nur zwei Brennereien gibt: Highland Park und Scapa. Vermutlich ist es ein HP, hat aber wohl nicht sonderlich überzeugt.
Jura 14 Jahre American Rye Cask (White Oak & Ex Bourbon & Rye Barrels, 40%)
Die Aussage hat mich dann doch zum Schmunzeln gebracht: „Das ist so ein richtig schöner Mama-Whisky. Angenehm weich und überfordert nicht“. Ich lasse das jetzt mal so stehen.
Highland Park Spirit of the Bear (smoky&bold, NC, 40%)
Soll angeblich „Smoky&Bold“ sein – hat er wohl ebenfalls nicht gehalten. Schade eigentlich, den 12er Highland Park habe ich recht gerne, auch wenn der meiner Meinung nach erst echt lange im Glas stehen muss, aber dann ist er schön. Hier wären sicher einmal ältere Varianten aus der Standard-Range interessant, aber der 18er liegt preislich über 100,-€ – nichts, was ich mal so aus Spaß zum probieren kaufe.
Wieder sehr nett: nicht nur auf die Whisky aus dem Tasting, sondern tatsächlich auf das gesamte Sortiment gab es an dem Abend 10% Rabatt. Da nimmt man doch gerne mal ein Fläschchen mit.
Lagg Corriecravie Edition (Sherry Cask Finish, NC, NCF, 55%)
Den hatte ich tatsächlich aus versehen eingeschenkt, eigentlich wollte ich den Ledaig probieren. Hier ist mir ein leichter Teer-Geruch im Gedächnis geblieben, aber insgesamt nicht unangenehm.
Bowmore 9 Jahre (lemon fresh, smoke & honey, 40%)
Angenehm, der Rauch überfordert auch den Einsteiger nicht. Also hat der Einsteiger gesagt.
Caol Ila 10 Jahre (Wilson&Morgan, highly peated, NC, NCF, 59,9%)
Der hier hatte mit 59,9% den stärksten Alkoholgehalt und man merkt es nicht. Kein sprittiger Geruch, keine Alkoholschärfe auf der Zunge. Erstaunlich und durchaus positiv im Gedächtnis geblieben.
Wenn man sich etwas zurückhält und wirklich nur eine kleine Menge Whisky ins Glas füllt, kann man doch so einiges probieren…
Bunnahabhain 9 Jahre (Duncan Taylor, peated, Single Cask, NC, NCF, 54,1%)
Ok, hier bin ich voreingenommen, von Bunnah hatte ich schon einige und die haben dem Papa immer geschmeckt. Der hier ist jetzt der erste, den ich aus der Brennerei teste, der rauchig ist. Was soll ich sagen, er enttäuscht nicht, auch – oder vielleicht weil? – er vom unabhängigen Abfüller Duncan Taylor kommt. Schönes Zitat aus der Runde: „Die (Bunnah) wissen schon, was sie machen“.
New Zeland Dunedin (Double Cask, Ex Bourbon & Ex Red Wine, NC,40%)
Der Exot des Abends, in zwei Fässern – Bourbon und Red Wine – ausgebaut und besonders das Rotweinfass schmeckt und fühlt man. Wer Rotwein liebt und sich mal an Whisky versuchen möchte – das wäre DIE Gelegenheit 😉
Sieger des Abends waren für mich deutlich der Aberfeldy 10 und der Bunnahabhain 9. Viele andere waren aber auch sehr lecker.
Verlierer des Abends war für mich der Craigellachie 11 Jahre – mit dem bin ich nicht wirklich warm geworden, auch wenn der Geschmack recht angenehm war, der Geruch hat einfach nicht gepasst.
Das Highlight des Abends, der Loch Lomond mit seinen 26 Jahren konnte irgendwie auch nicht so recht punkten, auch wenn er nicht schlecht war, für den Preis erwarte ich dann doch etwas anderes.Man merkt schon, dass die Preise seit dem letzten Tasting Anfang 2023 – also auch wieder fast 2 Jahre her – gestiegen sind. Das mag natürlich auch mit der Auswahl der Whiskys zusammenhängen, aber der Trend ist ja (leider) generell zu beobachten.
NC – ungefärbt / natural color
NCF – nicht kühlgefiltert / non chill filtered
Alle Angaben ohne Gewähr und rein aus Spaß
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